Photobook rules! - Eröffnung des Photobook Museums in Köln

  • von Hendrik Neubauer

    Markus Schaden und sein Team haben mit dem Photobook Museum ein großes Versprechen formuliert: Photobook rules! Sie haben Fotobücher aus dem Regal geholt und nicht in Vitrinen ausgestellt. Stattdessen breiten sich die Werke über diverse schwarze und weiße Stellwände aus. Andere Werke haben einen Container verpasst bekommen, die von den Künstlern bespielt werden.

    Am Anfang der Kölner Ausstellung ist immer das Fotobuch. Das ist die Eintrittskarte in das Photobook Museum für die hier ausgestellten Exponate. Aufgeteilt ist die Schau in sechs Sektionen. PhotoBookHistory, New Documents, PhotoBookStudies, ProjectWork, The Collections und SpecialRooms.

    Auf fast 6.000 Quadratmetern soll es 25 Ausstellungen geben. Ehrlich gesagt, ich habe sie nicht gezählt. Und eine der Ausstellungen kannte ich auch schon, deswegen habe ich mich auch auf den Weg gemacht und bin die 500 Kilometer nach Köln gefahren. Bereits 2012 habe ich auf der Photokina die PhotoBookStudy »Love on the Left Bank. Ed van der Elsken« gesehen. Und ich habe sie nicht nur gesehen, sondern ich habe eine Führung von Markus Schaden durch dieses »Buch an der Wand« erhalten. Es war großartig zu erleben, wie Schaden durch die Produktions- und Wirkungsgeschichte getänzelt ist. Der Mann ist so voller Wissen und Enthusiasmus für dieses Medium, dachte ich damals und nahm noch einen Schluck von dem Pastis, der zur Führung gereicht wurde.

    Und jetzt erlebt man Schaden im Kölner Carlswerk, einer Industrieruine, in er seine Vision einer Fotobuchwelt ausbreiten kann. Hier werden die unterschiedlichen Verbindungen zwischen Fotografie und Buch in den Sektion ausgelotet. Und dann stehen nach dem Grand Opening am Dienstagabend so viele Menschen in einer Kulisse, die Fotogeschichte geschrieben hat. Das Cafe Lehmitz, in dem Anders Petersen seine St. Pauli-Fotos gemacht hat. 1978 erschien sein gleichnamiges Fotobuch und es hat seitdem Fotobuchgeschichte geschrieben. Und jetzt stehen Hunderte von Buch-Enthusiasten und Interessierten hier - und trinken ihr Kölsch.

    Das ist das Besondere an dieser Schau. Schaden und sein Team haben nicht nur Leben in diese graue Bude Carlswerk gebracht, sie haben eine Ausstellung geschaffen, die sich den Raum greift für Begegnungen. Mit dem Medium. Mit den Fotos. Mit Fachleuten. So klärte mich ein Bekannter erst einmal über »The Daido Books« auf, ich gebe ehrlich zu: Ich hatte ja keine Ahnung. Gespannt lauschte ich den Gesprächen von Studenten, die offensichtlich zum ersten Mal Chargesheimer in der Ausstellung »Köln 5Uhr30« für sich entdeckten. Fasziniert strich ich immer wieder durch die Study »Todd Hido. Excerpts From Silver Meadows«, die sich ohne Weiteres jedem Interessierten erschließt.

    Auch das macht das Photobook Museum aus. Es gibt unterschiedliche Zugänglichkeitsgrade. Die Schau macht einen unfertigen Eindruck. Ist sie doch der Anfang einer groß angelegten Vision. Wie sagte mir Markus Schaden bei unserem Fototermin: »Das Gute an der Location ist, dass sie bestimmte Dinge verzeiht. So können durchaus noch ein paar Paletten ungenutzt in der Ausstellung stehen.« Das stört nicht. Ganz im Gegenteil. Es trägt zu der Atmosphäre »Work in Progress« bei. Man könnte auch sagen: »Schierer Enthusiasmus« bei der Arbeit, um einen Begriff von Klaus Honnef zu benutzen.

     

    [caption id="attachment_2124" align="alignnone" width="580"]Markus Schaden, Foto: Hendrik Neubauer Markus Schaden, Foto: Hendrik Neubauer[/caption]
    Bilder
    • PBM2.jpg

      60,25 kB, 580×388, 229 mal angesehen
    • markus-Schden.jpg

      79,76 kB, 630×300, 209 mal angesehen

    2.568 mal gelesen