Corbis verkauft - Getty übernimmt Corbis , zumindest ein bisschen

  • Nun ist es doch so weit: Corbis hat einen Käufer gefunden. Allerdings ist es nicht direkt die Meldung "Getty kauft Corbis". Käufer ist die chinesische Agentur Unity Glory. Der Deal umfasst Corbis Images (außer Splash), Corbis Motion und Veer. Über die Käuferin Unity Glory ist hierzulande recht wenig bekannt, man weiß nur, dass sie eine Tochter des chinesischen Kommunikationsunternehmens Visual China Group (VCG) ist.

    Der wirklich entscheidende Punkt für unsere Branche ist, dass Unity Glory angeblich die exklusiven Vertriebsrechte der Inhalte der Corbis-Marken – außerhalb des chinesischen Marktes – an Getty Images übertragen wird. Es geht natürlich nicht um alle Inhalte, Getty wird sich die Rosinen rauspicken. Die Briefe an die Partner sind schon verschickt.

    Viel mehr weiß man noch nicht. Corbis selbst wird nach dem Verkauf weiter agieren, vornehmlich als Werbeagentur mit besonderem Fokus auf Produktintegration – sprich Produktplatzierung – in Film, Fernsehen, Digitalen Medien etc. Dazu behält man die Divisions Rechteklärung und auch die Nachlassverwaltungen Prominenter. Splash soll hier unterstützend weiter Inhalte liefern.

    Was soll man sagen? Seit der Gründung 1989 hatte Eigentümer Bill Gates unterm Strich niemals Gewinne mit dem Bild- und Footage-Geschäft der Agentur erreichen können. Bereits die Ablösung von CEO Steve Davis durch Gery Shenk wurde in der Branche nicht nur als Signal der Reorganisation von Corbis in Richtung auf Ertrag gewertet, sondern bereits als Initialzündung zum Umbau, zur Veräußerung von Brands bzw. des gesamten Bildagentur-Sektors.

    Das mag Spekulation sein, man kann leider nicht tief genug in Corbis reinschauen. Aber es hat in den letzten Jahren wohl eine klare Verschiebung der Prioritäten des Unternehmens gegeben. Weg vom Bildermarkt, hin zu Aktivitäten einer Werbeagentur.

    Nur, wer hätte das defizitäre Bildgeschäft des Dickschiffes Corbis Images kaufen können? Getty eben nicht. Da wären die amerikanischen Anti-Kartell-Behörden zu fragen gewesen. Mit wohl geringen Chancen auf Genehmigung.

    Ein Modell eines Dreickshandels liegt nahe! Corbis verkauft die entsprechenden Unternehmensteile nach China, parallel und gleichzeitig sichert sich Getty die internationalen, sprich: außerchinesischen, Rechte an den Inhalten. Getty hat das, was es braucht, ohne Corbis zu kaufen. Der Konkurrent ist vom Markt und man hat aufgrund dieser freundlichen Parallel-Einigung seine Assets. Corbis, Getty und VCG haben alle drei ihren Stich gemacht.

    Ist natürlich nur kommentierende Spekulation, ich gebe sofort zu, dass ich die Corbis- und die Getty-Leute nie zusammen plaudernd auf dem Weg nach China belauscht habe. Aber dieses schöne alte Modell des Dreieckshandels ergibt für mich einen gewissen Sinn… Ich sehe drei Gewinner. Wer sind die Verlierer?
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