Berlin: Kriegsalltag und Abenteuerlust - Kriegsfotografinnen in Europa 1914–1945


  • Vera Elkan: »Übung der Internationalen Brigade«, ca. 1937. Imperial War Museum.

    Es ist ein sehr wenig beachtetes Kapitel der Fotografiegeschichte: Fotografinnen und fotografierende Krankenschwestern waren zwischen 1914 und 1945 an den beiden Weltkriegen in Europa sowie am Spanischen Bürgerkrieg mit und ohne Akkreditierung als Kriegskorrespondentinnen beteiligt. Sie haben die Versorgung der Verwundeten im Lazarett, die Betreuung der Soldaten in der Etappe und den Krieg aus nächster Nähe an der Front ebenso wie das Leben zu Hause an der "Heimatfront" dokumentiert.

    Das Verborgene Museum zu Berlin zeigt rund 70 Fotografien, Grafiken, Zeitschriften und Dokumente europäischer Fotografinnen zu den Kriegen zwischen 1914 und 1945.

    Wer waren diese fotografierenden Frauen? Wie standen sie persönlich zum Krieg? Hier findet sich die gleiche Bandbreite wie bei den Männern auch: Einige waren gegen Wilhelminismus oder Faschismus, aber weiblichen Geschlechts zu sein, bedeutet ja nicht zwangsläufig, Pazifistin zu sein. Die Österreicherin Alice Schalek beispielsweise war vom Krieg regelrecht fasziniert. In England waren es die Frauenrechtlerinnen, die sogenannten Suffragetten, die nicht nur für das Wahlrecht der Frauen politisch kämpften, sondern später auch für das Recht auf den Einsatz von Frauen im Krieg. Der Stahlhelm als Symbol der Gleichberechtigung...

    Die Rolle der Fotografinnen als Dokumentarinnen des Spanischen Bürgerkriegs fand bisher mit einer Ausnahme kaum Beachtung: Gerda Taro. Die internationale Teilnahme fotografierender Frauen steigt im Zweiten Weltkrieg weiter an. Im Winter 1944 hat Germaine Krull für den militärischen Pressedienst der Freien Französischen Streitkräfte über das Elsaß nach dem Einmarsch der Alliierten eine ausführliche Reportage gemacht; Eva Besnyö hat als verfolgte Jüdin in den Niederlanden lebend, 1940 Rotterdam nach der Zerstörung durch die deutsche Luftwaffe fotografiert.

    Bemerkenswert sind die Beispiele zweier sowjetischer Kriegskorrespondentinnen, Natalja Bode und Olga Lander, die im Dienst der Roten Armee für die zentralen Presseagenturen fotografiert haben. Ihr Leben und ihre Arbeit sind nur in groben Zügen rekonstruiert, ihre Bilder u.a. vom Krieg um Stalingrad sind einmalige Dokumente und werden hier zum ersten Mal in Deutschland gezeigt.

    Die Ausstellung schließt mit einigen Beispielen des unbearbeiteten Kapitels deutscher Fotografinnen im Zweiten Weltkrieg. Ilse Steinhoff z.B. fotografierte in den besetzten Gebieten auf dem Balkan 1941-43 für die nationalsozialistische Presse, u.a. die »BIZ«, »Signal« und »Die Wehrmacht« sowie 1942 in Libyen.

    Die Ausstellung läuft vom 28.09.2017 – 11.02.2018 in Das verborgene Museum, Schlüterstrasse 70, 10625 Berlin-Charlottenburg

    2.689 mal gelesen