Am 21. März 2019 wäre Robert Lebeck 90 Jahre alt geworden. Die Freelens Galerie ehrt den Fotografen mit der Ausstellung seiner Serie »Deutschland im März«, in der auch zahlreiche weitere, bisher unveröffentlichte Bilder aus der Reportage gezeigt werden. In all dem zeigt sich, welch ein hervorragender Fotojournalist der Hamburger Fotograf doch war!
Zur Serie: 1983 ist das Jahr, in dem die Angst vor dem Atomkrieg wächst. Die schlechte wirtschaftliche Lage auf dem Weltmarkt führt zu einer Krise der Stahl- und Werftindustrie. Die Arbeitslosenzahlen nehmen deutlich zu. Die Grünen ziehen erstmals als politische Kraft in den Bundestag.
Im Vorfeld der Bundestagswahl fragte der Stern den Fotografen, ob der ein Stimmungsbild der Republik einfangen könne. Ohne genauen Plan fährt Lebeck los. Doch schon nach kurzer Zeit ergeben sich die Motive. Am Ende druckt der Stern seine Bilder auf 12 Doppelseiten. Es wird die größte Reportage, die Lebeck im Magazin je veröffentlichen sollte.
Und eine der stärksten. Auf dem Eröffnungsbild sieht man einen Mann, der sich aus übriggebliebenen Abfällen des Fischmarktes bedient, um seinen Hunger zu stillen. Kontrastiert wird es mit einer Szene vom Ball des Sports, ein gesellschaftliches Großereignis, bei dem sich die geladenen Gäste mit lukullischen Kostbarkeiten verwöhnen lassen.
Lebecks Ansichten sind skurril und tun gleichzeitig weh. In Berlin bekommt er einen Künstler vor die Kamera, der eine Landschaft mit einem darüber schwebenden Hakenkreuz malt. Die Schatten der Vergangenheit scheinen lang. In einer weiteren Szene sieht man eine brennende US-Flagge als Ausdruck der Angst vor der Stationierung von Atomraketen.
Der Fotograf zeichnet in seiner Reportage ein schonungsloses Bild der Republik, was ihm auch den Ruf eines Nestbeschmutzers einbringt. Mit dem zeitlichen Abstand von dreieinhalb Jahrzehnten kann die Reportage heute als ein Höhepunkt im Werk des Fotografen und des Bildjournalismus in Deutschland bezeichnet werden.
Die Ausstellung läuft in der Freelens Galerie vom 21. März bis 16. Mai 2019. (Alter Steinweg 15, 20459 Hamburg)
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