Oliver Hamann über die Herausforderungen der Krise, Teil zwei


  • Zum Abschluss unseres Gespräches mit Oliver Hamann, Head of Sales der Berliner Agentur ullstein bild (eine Marke unter dem Dach der Axel Springer Syndication GmbH) über die neuen Herausforderungen Zeiten der Quarantäne, sprechen wir über die Situation der Bildkunden und der Partneragenturen. (Teil eins finden Sie hier.)

    • Wie geht man als Agentur mit der Nachrichtenlage um, wenn es keine Ereignisse gibt und auch kein Fotograf nach draußen darf?
    Oliver Hamann: Ich persönlich fühlte mich früh in der Corona-Krise an den 11. September 2001 erinnert. Damals war ich als Inhaber einer Sportfotoagentur sehr schnell von massiven Umsatzrückgängen betroffen, denn Sport fand nach den dramatischen Ereignissen in den Medien nur sehr reduziert statt. Dieses Mal ist es für Sportfotografen und -Agenturen sicher verheerend, da keine Fußball-Bundesliga, keine Formel 1 oder andere Sportarten überhaupt stattfinden.

    • Und der Stock-Bereich?
    Oliver Hamann: Für nicht nachrichtengetriebene Fotoagenturen und -fotografen kommt ein Umsatzrückgang dieses Mal meiner Meinung nach eher schleichend, aber vermutlich mit höherem Impact als 2001. In der Medienbranche werden wir sicher noch lange mit den Folgen der weitreichenden wirtschaftlichen Einschränkungen und Rückgänge konfrontiert sein.

    • Aber es gibt ja bereits unmittelbare Auswirkungen. Oder überschätze ich das?
    Oliver Hamann: Seit dem Shut-Down erhalten wir natürlich reduzierte Bildmengen. Die Rate der eingehenden Bilder liegt zurzeit nur noch bei ca. 50% des üblichen Volumens. Wir stellen aber auch fest, dass Fotografen und Partneragenturen im Gegenzug wesentlich mehr Archivmaterial als sonst schicken. Offensichtlich geht man daran, analoge Archive zu durchforsten und Teile davon zu digitalisieren.

    Aber nach wie vor erhalten wir viel aktuelles Material. Fotografen zählen ja in den meisten Fällen zu den systemrelevanten Berufsgruppen. So erhalten wir viele wirklich eindrucksvolle Fotos, auch dank unserer weltweiten Partneragenturen, die die tägliche Berichterstattung sowie das alles beherrschende Thema Corona abbilden. Auch unser kürzlich online gebrachtes Portal Medizingeschichte.photo wird laufend mit den neuesten Fotos, Grafiken, Infografiken und teilweise auch Artikeln zum Thema Corona bestückt. Die Zugriffszahlen dort haben sich in den letzten Tagen nahezu verdreifacht.

    • Herr Hamann, haben Sie zum Abschluss unseres Gesprächs etwas optimistisches für uns? Denn Optimismus brauchen wir gerade…
    Oliver Hamann: Aktuell ist unsere Frühjahrskampagne ‚Smile‘ angelaufen, die wir lange geplant hatten, wegen Corona aber kurz vor dem Start noch einmal modifiziert haben.

    Wichtig ist es uns dabei, unseren Kunden ein Lächeln zu entlocken. Gerade in dieser belastenden Zeit ist das vielleicht noch etwas wichtiger als sonst. In unseren SocialMedia-Kanälen, in Anzeigen und auf unserer Website zeigen wir in Videos und Bildern viele positive Bilder sowie Fotos, die den Betrachter zu einem Lachen animieren. Wir wollen damit auch ausdrücken und zeigen, dass es selbst in schwierigen Zeiten möglich ist, den Blick auf etwas Positives zu lenken. Lachen stärkt außerdem das Immunsystem, und das kann im Moment doch jeder brauchen.

    Ich persönlich bin der Meinung, dass die gut aufgestellten Bildanbieter - und das sind einige - diese Krise womöglich etwas gerupft, dennoch aber ganz gut überstehen werden. Der Bedarf an gutem Bildmaterial ist enorm, für meine Begriffe zurzeit noch höher als sonst.

    • Herzlichen Dank für das Gespräch! Und: Viel Glück!

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