Fluchen wie ein Kabs-Kutscher?



  • Nein, das ist eher nicht der Stil des zurückhaltend-distiguiert auftretenden Dr. Gerald Piffl von APA Picturedesk. Und er erklärt uns in einer weiteren Ausgabe seiner Archivgeschichten, "woher der Wiener Ausspruch „Fluchen wia ra Kapsgudscha“ kommt. Jenseits der Fiaker-Romantik, die bereits im 19. Jahrhundert beschworen wurde (man denke nur an das „Fiakerlied“ von Gustav Pick 1886), waren Pferdefuhrwerke und Schwerkutschen bis nach dem Zweiten Weltkrieg in Wien unterwegs, sorgten für den täglichen Bedarf an Lebensmitteln und transportierten Lasten aller Art.

    Eine besondere Form dieser Fuhrwerke bildeten die sogenannten Kaps (auch Caps oder Cabs). Der Name leitete sich vom englischen Hansom Cab ab, einer einachsigen, zweisitzigen Kutsche, die vorne offen war und in der der Kutscher erhöht hinter dem Verdeck saß. Bei den Wiener Kaps handelte es sich um stabile, kleine einspännige Lastenfuhrwerke, mit einer Achse, die bis zum Zweiten Weltkrieg vor allem für den Transport am Bau verwendet wurden. Dabei wurden Ziegel vom Wienerberg, Sand und Kies etwa für den Bau der Ringstraße aus dem Umland in die Stadt gebracht. Am Retourweg wurde wiederum der Aushub der Baustellen geladen. Der Kutscher ging neben dem Fuhrwerk her, oder saß oben drauf. Er zeichnete sich anscheinend durch besondere Derbheit seiner Sprache aus, woher auch die oben zitierte Redewendung kommt."

    Ja, Automobile sind mittlerweile an vielen Fronten der Buhmann. Eins aber kann man ihnen zugute halten: Wenn ich die Bilder des Portfolios betrachte, dann hat der Einsatz von Motoren doch so einiges an Tierleid und Schinderei beendet...


    Bild: Archiv Setzer-Tschiedel / Imagno / picturedesk.com. Die Aufnahme stammt von 1910.

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