Den Wandel des fotojournalistischen Berufsfeldes und seine Folgen für die journalistisch Bildkommunikation beschreiben, analysieren und diskutieren 14 Autoren in dem von Elke Grittmann und Felix Koltermann herausgegebenen Band “Fotojournalismus im Umbruch”. Um was geht es dabei?
Mit Dr. Felix Koltermann sprach Dr. Stefan Hartmann
Während die Hybridisierung die Vermischung und Verschmelzung im medialen Kontext beschreibt, wofür die Multimedialisierung von Formaten und Beiträgen ein Beispiel ist, zielt der Begriff der Prekarisierung auf die Ausgestaltung der Arbeitsverhältnisse im 21. Jahrhundert ab. So kann heute z. B. kaum noch ein Fotojournalist noch ausschließlich vom Journalismus seinen/ihren Lebensunterhalt bestreiten. Dies führt zu hybriden Arbeitsrealitäten als Teil der Überlebensstrategie, in dem Fotojournalisten heute Journalismus, morgen PR und übermorgen NGO-Werbung machen.
Felix Koltermann: Nein, dem würde ich widersprechen. Der Journalismus löst sich definitiv nicht auf. Und Journalismus ist meiner Meinung nach auch kein vager und emotional aufgeladener Begriff. Zumindest aus wissenschaftlicher Perspektive nicht. Das Ziel, das Elke Grittmann mit der vor mehr als 15 Jahren aufgestellten These verfolgte, war den Fotojournalismus theoretisch wie praktisch als Teil des Journalismus zur verordnen. Dahinter stand die Beobachtung, dass in der Journalismusforschung alles bildbezogene bis dato stiefmütterlich behandelt wurde. Wenn überhaupt, dann wurde von „Fotografen“, nicht von „Fotojournalisten“ gesprochen. Dabei hat der Fotojournalismus auf vielen Ebenen ähnliche Strukturen wie der Journalismus und folgt den gleichen ethischen Leitlinien.
Gleichwohl ist insbesondere im Fotojournalismus eine Auflösung klassischer Rollen zu beobachten. Dies hat damit zu tun, dass die Anzahl Festangestellter extrem stark zurückgeht. Und von denjenigen, die als Freie arbeiten, können die wenigsten ihren Lebensunterhalt ausschließlich vom Journalismus bestreiten. In diesem Zusammenhang sprechen wir von „Kern“ und „Peripherie“. Der Kern wäre dann etwa die tagesaktuelle Nachrichtenfotografie festangestellter Fotojournalisten für die Bilderdienste der Nachrichtenagenturen, die Peripherie hingegen fotografische Projekte freier Fotojournalisten, die nur noch zum Teil fotojournalistischen Prinzipien folgen und in andere Bereiche wie die Kunst hineinreichen.
Wobei ich sagen muss, dass der Beitrag eher ein erster Aufschlag zum Thema ist, da es bisher keine wissenschaftliche Beschäftigung mit den Verbänden gibt. Insofern hat der Text überhaupt erst mal das Ziel, für das Thema zu sensibilisieren. Damit einher geht der Wunsch, dass sich zukünftig eine fotojournalistische Gewerkschaftsforschung etabliert.
Darüber hinaus adressiert der Band aber auch ein breiteres Publikum und ist eigentlich für all diejenigen interessant, die sich beruflich sowie aus einem größeren privaten oder gesellschaftspolitischen Interesse heraus mit Fotojournalismus und aktuellen Fragestellungen der Visuellen Kommunikation beschäftigen wollen. Ich glaube, man kann den Band sehr schön als eine Art Nachschlagewerk sehen, wo man je nach Interesse einzelne Beiträge rausgreift, abhängig von dem, was gerade relevant oder von Interesse für einen ist, da die Texte hervorragend unabhängig voneinander funktionieren.

Mit Dr. Felix Koltermann sprach Dr. Stefan Hartmann
- Herr Koltermann, Sie haben Ihren Sammelband "Fotojournalismus im Umbruch" mit dem Untertitel versehen "Hybrid, multimedial, prekär". Bezieht sich diese Reihung von Buzz-Wörtern nun auf Fotojournalismus oder markiert das die Richtung, in die der Umbruch führt?
Während die Hybridisierung die Vermischung und Verschmelzung im medialen Kontext beschreibt, wofür die Multimedialisierung von Formaten und Beiträgen ein Beispiel ist, zielt der Begriff der Prekarisierung auf die Ausgestaltung der Arbeitsverhältnisse im 21. Jahrhundert ab. So kann heute z. B. kaum noch ein Fotojournalist noch ausschließlich vom Journalismus seinen/ihren Lebensunterhalt bestreiten. Dies führt zu hybriden Arbeitsrealitäten als Teil der Überlebensstrategie, in dem Fotojournalisten heute Journalismus, morgen PR und übermorgen NGO-Werbung machen.
- Im Buch wird auch die schon etwas ältere These ihrer Ko-Herausgeberin Elke Grittmann "Fotojournalismus ist Journalismus" zitiert. Aber: Löst sich nicht auch der Journalismus auf? Ein hochgradig unpräziser, vager und vielmehr emotional aufgeladener Begriff, dessen "Kern" doch längst ans Internet mit seinen Influencern verloren ist.
Gleichwohl ist insbesondere im Fotojournalismus eine Auflösung klassischer Rollen zu beobachten. Dies hat damit zu tun, dass die Anzahl Festangestellter extrem stark zurückgeht. Und von denjenigen, die als Freie arbeiten, können die wenigsten ihren Lebensunterhalt ausschließlich vom Journalismus bestreiten. In diesem Zusammenhang sprechen wir von „Kern“ und „Peripherie“. Der Kern wäre dann etwa die tagesaktuelle Nachrichtenfotografie festangestellter Fotojournalisten für die Bilderdienste der Nachrichtenagenturen, die Peripherie hingegen fotografische Projekte freier Fotojournalisten, die nur noch zum Teil fotojournalistischen Prinzipien folgen und in andere Bereiche wie die Kunst hineinreichen.
- Aber kommen wir zu Ihrem Buch konkret. Wie kam es zu dem Buch?
- Das Buch ist ein strammer Sammelband, 450 Seiten stark, mit 19 Texten von 14 Autoren. Dazu braucht es eine Strategie, was ist das Konzept dahinter?
- Das ist die Form, was aber gehen Sie inhaltlich, thematisch an?
- Picken wir ein Thema heraus, einen Text, den Sie wohl am Besten kennen: Sie selbst sind ja Autor oder Ko-Autor einer Reihe verschiedener Beiträge. Darunter ist ein Aufsatz über die fotojournalistische Gewerkschaftsforschung. Warum ist das im Kontext "Umbruch" von Interesse und worum geht es in dem Beitrag?
Wobei ich sagen muss, dass der Beitrag eher ein erster Aufschlag zum Thema ist, da es bisher keine wissenschaftliche Beschäftigung mit den Verbänden gibt. Insofern hat der Text überhaupt erst mal das Ziel, für das Thema zu sensibilisieren. Damit einher geht der Wunsch, dass sich zukünftig eine fotojournalistische Gewerkschaftsforschung etabliert.
- Das Thema war Ihnen persönlich also ein besonderer Wunsch! Darf ich Wilhelm Busch zitieren? "Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge." Was also wünschen Sie sich noch?
- Zum Abschluss mal eine richtig schwere Frage, die jeder Autor - zu Recht - hasst! Für wen ist das Buch gedacht? Welche Zielgruppe wollen Sie mit dem Band ansprechen, beziehungsweise wem empfehlen Sie einen Kauf?
Darüber hinaus adressiert der Band aber auch ein breiteres Publikum und ist eigentlich für all diejenigen interessant, die sich beruflich sowie aus einem größeren privaten oder gesellschaftspolitischen Interesse heraus mit Fotojournalismus und aktuellen Fragestellungen der Visuellen Kommunikation beschäftigen wollen. Ich glaube, man kann den Band sehr schön als eine Art Nachschlagewerk sehen, wo man je nach Interesse einzelne Beiträge rausgreift, abhängig von dem, was gerade relevant oder von Interesse für einen ist, da die Texte hervorragend unabhängig voneinander funktionieren.
- Herr Koltermann, vielen Dank für das Gespräch
- 456 S., 32 Abb., 9 Tab.
- Broschur, 213 x 142 mm, dt.
- ISBN 978-3-86962-559-1
- 35,00 EUR
- PDF 29,99 EUR
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