Wangen: Toni Schneiders & Peter Keetman - Brüder im Geiste



  • Glücklicherweise laufen fotografische Ausstellungen nicht nur in den ohnehin übersättigten Metropolen, sondern manchmal auch in der tiefsten Provinz: etwa in Wangen im Allgäu.

    Unter Förderung der Stiftung Gundlach findet ein durchaus spannendes Ausstellungsprojekt statt, das zwei bedeutsame Fotopioniere der deutschen Nachkriegszeit, Toni Schneiders und Peter Keetman, in einer Schau gegenüber stellt.

    Zur Vorgeschichte: Im September 1949 riefen sechs deutsche Fotografen die legendäre avantgardistische Gruppe „fotoform“ ins Leben. Unter ihnen waren Peter Keetman (1916-2005) und Toni Schneiders (1920-2006), die an Chiemsee und Bodensee eine neue Sprache der Fotografie erfinden wollten. Beide waren persönlich eng verbundene Freunde, die auch in ihrem Stil zu fotografieren verbunden waren: Beide setzten stilistische Mittel wie Licht und Perspektive mutig ein, vor allem in ihren Landschaften und Naturstudien sind sich ihre Aufnahmen sehr nahe. Der Fotografie den Mut zur Gestaltung zurück zu geben, mit dem Konservatismus zu brechen und etwas Neues überzeugend zu bieten, lautete der Tenor der Nachkriegsmoderne Deutschlands.

    Die Freundschaft der beiden Pioniere hielt ein Leben lang, auch als später freie Arbeiten und angewandte Auftragsfotografie zunehmend ineinandergriffen. Davon zeugen zahlreiche Briefe von Lindau an den Chiemsee und zurück sowie gegenseitige Porträtaufnahmen.

    Viele ihrer Motive sind zu fotografischen Ikonen geworden und haben sich unter dem Begriff „Subjektive Fotografie“ in das kollektive Bildgedächtnis der Fotografie eingegraben.

    Die Ausstellung findet vom 8. Juli bis 18. September 2022 in der Städtische Galerie in der Badstube (Lange Gasse 9, 88239 Wangen), damit nur wenige Kilometer von Lindau, dem Wohnort Toni Schneiders am Bodensee, entfernt.



    Bild: Toni Schneiders – Hinein, Bodensee, 1949 (Ausschnitt)

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