In ihrem Langzeitprojekt "The Atlantic Cowboy" führt uns die norwegische Fotografin Andrea Gjestvang auf die Färöer, an einen unvertrauten Ort, der mit einem besonderen Problem zu kämpfen hat. Die Inseln mit ihren knapp 50.000 Einwohnern erleben seit den 1990er Jahren ein Missverhältnis in der Geschlechterverteilung. Die Frauen zieht es zum Studium ins Ausland, die Männer fahren daheim zur See. Leben auf den Färöern bedeutet: viele Jobs in der Fischerei, wenige andere Berufsfelder.
Der Fischfang bestimmt nicht nur das wirtschaftliche, sondern auch das gesellschaftliche Leben, aus dem sich die Frauen aber zunehmend herauslösen und emanzipieren. Und: Nur wenige Frauen, die einst gegangen sind, kehren auf die abgelegene nordatlandische Inselgruppe zurück.
Von 2014 bis 2019 war Andrea Gjestvang für längere Aufenthalte auf den Inseln. Ihre Bilder untersuchen, welche Auswirkungen der Männerüberschusses auf die kleinen Gemeinden hat. Dabei stellt sie Fragen nach Tradition, obsoleten Rollenbildern, Identität und sozialer Vereinzelung.
Andrea Gjestvang (geb. 1981) lebt in Oslo, wo sie für verschiedene Magazine arbeitet und langfristige Dokumentarprojekte realisiert. In ihren Arbeiten setzt sie sich mit zeitgenössischen sozialen Themen, die vor allem in Skandinavien angesiedelt sind, auseinander.
In der Freelens Galerie zu Hamburg (Alter Steinweg 15, 20459 Hamburg) ist die Arbeit The Atlantic Cowboy zum ersten Mal in Deutschland vom 25. August bis 27. Oktober 2022 ausgestellt.
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