Stellungnahme der laif Genossenschaft zur Situation bei Gruner + Jahr

  • Christoph Bangert, Andreas Herzau und Manfred Linke, Vorstände der laif Genossenschaft eG, geben einen Kommentar zum Kahlschlag bei G+J ab. Wir zitieren ihn wörtlich:


    "Wir sind zutiefst bestürzt über die Entscheidung von RTL zur Zerschlagung des G+J Verlages. Von gut 60 Magazintiteln werden nur 13 erhalten bleiben. Der Rest wird entweder eingestellt oder soll verkauft werden. Hunderte Kolleg:innen in Redaktionen und Verwaltungen, mit denen wir als Agentur über Jahre vertrauensvoll und engagiert zusammengearbeitet haben, werden vor die Tür gesetzt. Mit ihnen stehen vermutlich ebenso viele für G+J tätige freie Autor:innen, Grafiker:innen, Bildredakteur:innen und Fotograf:innen, vor einer äußerst ungewissen Zukunft.

    Diese radikale Zerschlagung und der Weg dorthin sind eine besonders augenfällige verlegerische Bankrotterklärung. Letztendlich ist es aber nur eine konsequente Folge der seit Jahren fortschreitenden Ökonomisierung der freien Presse. Getrieben von Renditezielen, Akkumulations- und Konzentrationszwang kann marktwirtschaftlich finanzierter Journalismus seiner Aufgabe als Vierte Gewalt ganz offensichtlich nicht mehr gerecht werden.

    Der im privatwirtschaftlichen Medienbetrieb vorgegebene Kostendruck schafft zudem derart prekäre Arbeitsbedingungen für Text- und Fotojournalist:innen, dass qualitativ hochwertiges Arbeiten praktisch unmöglich gemacht wird.

    Aus diesem Grund kommt dem Aufbau alternativer Finanzierungsmodelle für den Erhalt und die Weiterentwicklung journalistischer Angebote, die sich am Gemeinwohl orientieren, eine immer größere gesellschaftliche Bedeutung zu.

    Mit der Gründung der „laif Genossenschaft e.G.“ haben die laif-Fotograf:innen und viele Unterstützer:innen aus der Zivilgesellschaft im vergangenen Jahr bereits den ersten Schritt in diese Richtung gemacht.

    Daran schließen jetzt Planungen für ein tragfähiges Unternehmenskonstrukt mit einem weiterreichenden Purpose an: die gemeinschaftliche Neugestaltung und die Vermittlung eines unabhängigen Fotojournalismus und hochqualitativer Fotografie – als ein Grundpfeiler der Meinungs- und Pressevielfalt.

    Für uns als laif Genossenschaft, die mit der Agentur fast 400 Fotograf:innen weltweit vertritt, ist (Foto)-Journalismus zu wichtig für die Gesellschaft und die Demokratie, als dass dieser den sich selbst regulierenden Mechanismen des Marktes überlassen werden darf."

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