Die Welt in Farbe – das Autochrom-Verfahren


  • In seinen Archivgeschichten des APA Picturedesk entführt uns Dr. Gerald Piffl ja gerne in vergangene fotografische Zeiten und Räume. Was erfahren wir diesmal? Eine Einführung in das historische Autochrom-Verfahren. Aber zu diesem Technik-Thema will ich mal kein bildungsbürgerliches Co-Referat schreiben, sondern Dr. Piffl einfach nur zitieren:

    "Der Wunsch nach farbigen Fotografien ist so alt wie das Medium selbst. Bereits Daguerreotypien wurden koloriert und auch später verlieh man Schwarzweißprints und Glasdiapositiven eine realitätsnahe Anmutung mit Farbe und Pinsel. Doch all das waren künstlerische Interpretationen natürlicher Farben. Daher wurden zahlreiche, technisch aufwendige und kostspielige Verfahren entwickelt, denen gemeinsam war, dass sie Unikate hervorbrachten, die nur in der Projektion betrachtet werden konnten.

    Im Sommer 1907 brachten die Brüder Lumière, die bereits als die Väter des Kinos galten, die Autochromplatte auf den Markt. Diese arbeitete nach dem Kornrasterverfahren, wofür man auf einer Glasplatte eine Schicht aus roten, grünen und violetten Kartoffelstärkekörnern aufbrachte, die mit ihrer Filterwirkung eine dahinter liegende lichtempfindliche Emulsion entsprechend belichteten. Betrachtete man die entwickelte Platte, fungierten die farbigen Stärkekörner wieder wie Filter und zeigten ein farbiges Bild. Dieses Verfahren erzeugte zwar auch nur Positive auf Glasplatten, diese konnten jedoch industriell erzeugt und in handelsüblichen Kameras belichtet werden.

    Das Autochromverfahren wurde oft von Vertretern des Piktorialismus verwendet, weil die farbige Kornstruktur den ästhetischen Vorstellungen der Fotografen entgegenkam. Diesen gemäldehaften Charakter mit seiner Struktur und einer gewissen Unschärfe fanden sie auch in diversen Edeldruckverfahren.

    Das Autochrom fand in Frankreich weite Verbreitung und wurde stark in der Reisefotografie eingesetzt, weil man die Bilder auch farbig in Büchern und auf Postkarten drucken konnte. Bis zur Einführung des Kodachrome-Films im Jahr 1935 war es das verbreitetste Farbverfahren."

    Beispiele sehen wir hier: picturedesk.com/bild-disp/sear…a4-4798-9d46-88bd73a2b27c



    Bild: Ehepaar vor dem Eingang einer Molkerei, "Maison Le Foll". Reims (Frankreich), 1917. Fotografie von Fernand Cuville (1887-1927). Lumière-Autochrom.

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