Nur kurz: Zum 50. Todestag von Edward Steichen


  • Es ist bis heute eines der größten Fotografie-Projekte überhaupt: Edward Steichens "Family of man", die legendäre Ausstellung, die Steichen von 1951 bis 1955 für das New Yorker Museum of Modern Art zusammen stellte. Hinter der Mammut-Ausstellung Family of Man stand keine geringere Idee, als ein fotografisches Portrait der Menschheit zu schaffen, gegliedert in 37 Themen-Kategorien, darunter Liebe, Glaube, Arbeit, Kinder, Krieg, Frieden.

    Aus der nahezu unfassbaren Menge von zwei Millionen Fotografien wählten Steichen und sein Mitarbeiter Wayne Miller zunächst zehntausend Fotografien aus, von denen dann 503 Aufnahmen in die Ausstellung fanden. Die Bilder stammen von 273 Fotografen aus 68 Ländern, erstellt von unbekannten Amateuren, aber auch von Meistern wie Ansel Adams, Henri Cartier-Bresson oder Alfred Eisenstaedt. Im Anschluss an die New Yorker Ausstellung in der MoMa ging die Sammlung als Wanderausstellung auf Reisen, wurde in 40 Ländern gezeigt. Die Bedeutung der Arbeit spiegelt sich auch darin wider, dass sie 2003 von der UNESCO als Weltkulturerbe klassifiziert wurde.

    Wer war dieser Mann? 1879 in Béiweng, einem kleinen Dorf in Luxemburg, als Eduard Jean Steichen geboren. Seine Familie wanderte kurz nach seiner Geburt in die USA aus, Steichen anglisierte seinen Vornamen und ließ den Jean weg. Gelernt hat er Schriftsetzer, die Fotografie brachte er sich autodidaktisch bei. Nach ersten Erfolgen in der Fotografie reiste er Nach New York, von dort aus weiter nach Europa. Er trieb sich auf dem Kontinent herum, studiert ein bisschen in Paris, zog weiter nach Wien und London. Er fuhr sogar nach Stuttgart, um auf einem Sozialisten-Kongress August Bebel und Karl Liebknecht zu portraitieren. Nun, Steichen kehrte in die USA zurück, portraitierte Promis, fotografierte Mode, wurde im 2. Weltkrieg Kriegsberichterstatter, all das kündet von einem anfangs unruhigen Fotografenleben. Aber sein wichtigstes Vermächtnis ist kuratorisch, die "Family of man".

    Auch wenn das Projekt von manchem Zeitgenossen eher abschätzig bewertet wurde, die Arbeit verlöre sich in einem oberflächlichen Humanismus, die Bewunderung überwog! August Sander - der ja mit "Menschen des 20. Jahrhunderts" ein ähnliches Großprojekt mit eigenen Bildern initiiert hatte, hielt Family of Man für das „größte Werk, das die Photographie ans Licht gebracht“ habe. Heute befindet sich die Sammlung dauerhaft im Schloß Clervaux in Luxembourg.

    Nein, ich traue mir nicht zu, eine ernstzunehmende Würdigung des Fotografen Edward Steichen zu schreiben, aber für den Appell "Es lohnt, seine Bilder und auch die Family of man anzuschauen" reicht es...



    Bild oben: RG 72, Blick in die Ausstellung des Schlosses Clerveaux, Lizenz CC BY-SA 4.0
    Bild Mitte: Selbstportrait im Studio

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