Eigentlich kenne ich die Bretagne aus Zeiten, als sie noch so richtig "räudig" war. Nicht das blitzende Zentrum der High-Tech-Industrie wie heute, sondern eine arme abgelegene Gegend ohne Perspektive. Und ohne Tourismus: Die Pariser fuhren damals noch brav hoch in die Normandie - und die Engländer blieben noch zu Hause auf ihrer Insel! Das Aufregendste an der bretonischen Halbinsel waren - neben den riesigen Hortesien-Büschen - eigentlich die Schmierereien der anti-französischen Seperatisten, die eine sofortige Abtrennung von Frankreich forderten.
Die traf man dann auf den bretonischen Festen. Seltsamerweise waren diese Feste nicht in den Dörfern selbst, sondern irgendwo im Niemandsland dazwischen. Und damit die Besucher auch wissen, wo die Fête läuft, wurden Rauchzeichen gegeben! Massen von meterlangen Meeresalgen wurden ins Feuer geworfen, so dass der aufsteigende schwarze Qualm signalisierte: Hier gibt es Crepes, Muscheln und Austern bis zum Abwinken! Eine möglichst hohe Rauchwolke zu haben, war - so möchte ich wetten - der Ehrgeiz jeden Festes... Da die Bretonen wahrlich gerne feiern, konkurrierten manchmal gleich mehrere Rauchwolken gleichzeitig miteinander.
Und dann schaue ich mir das neue Bretagne-Portfolio von Huber images an: keine Party, kein schwarzer Rauch! Aber Leuchttürme in allen Facetten, herausgeputzte bretonische Städtchen, die Küste mit ihren waghalsigen Klippen. Menhire und Calvaires. Doch Muscheln und Austern gibt es immer noch...
Bilder: Riccardo Spila, Leuchtturm Mean Ruz bei Ploumanach
Udo Siebig, Kalvarienberg (Calvaire) bei der Kirche Notre-Dame de Tronoën
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