Ein Nachmittag der Bildmesse Photopia in Hamburg war auch den Bildagenturen gewidmet: „Bildagenturen und Fotograf*innen – welche Zukunft hat ihre Partnerschaft?" Es diskutierten Vertreter von Agenturen über die Entwicklung des Bildermarktes und den Einfluss auf die Zusammenarbeit zwischen Fotografen und Bildagenturen. Teilnehmer waren - neben Moderatorin Anna Gripp (DGPh): Prof. Lars Bauernschmitt / HS Hannover; Marialuisa Plassmann / KNA / Vorstand BVPA; Tomas Speight / Panthermedia; Martin Skultety / Image Professionals; Lukas Wahl / Agentur Focus.
Unser Gesprächspartner Prof. Lars Bauernschmitt vom Studiengang Visual Journalism and Documentary Photography an der Hochschule Hannover hielt den Impulsvortrag.
- Herr Professor Bauernschmitt, eines Ihrer Forschungsgebiete ist ja die Geschichte und die Gegenwart der Bildagenturen. Heute präsentiert sich diese - auch personell in die Jahre gekommene - Branche eher nostalgisch, blickt auf die früheren Zeiten zurück. Bevor wir zur Zukunft kommen, ein Blick zurück: Wann waren denn die „guten Zeiten" der Bildagenturen? Oder ersatzweise gefragt: Gab es die überhaupt jemals?
- Darf auch ich mal in die Vergangenheit schweifen und mich an ein Gespräch mit Steve Davis, dem Gründer und langjährigen CEO der Gates-Agentur Corbis erinnern? Steve Davis sagte etwa um das Jahr 2000 herum: „Als wir in den Markt eintraten fanden wir völlig zersplitterte, divergierende, ineffiziente, kleine nationale Branchen vor. Diese „Industries" waren einfach reif zum Pflücken!" Und das taten Corbis und Getty Images dann. Er gab den Bildagenturen kaum Zukunft...
Dass sich der Handel mit Bildnutzungsrechten verändert ist klar. Das passiert ganz extrem, seit Mitte der 1990er Jahre die Digitalisierung der Bildbranche begann und das Internet Verbreitung fand. Was wir erleben sind unterschiedliche gleichzeitig stattfindende Entwicklungen. Bedingt durch die Digitalisierung und die Verbreitung des Internets hat sich die weltweit verfügbare Bildmenge potenziert. Durch das Auftreten von Menschen, die ihre Bilder honorarfrei veröffentlichen lassen, weil ihnen Sichtbarkeit schon Anerkennung genug ist, sind die Honorare im freien Fall.
Zum Sinken der Honorare tragen aber gleichzeitig auch die ständig fallenden Auflagen der Printmedien bei, weil sich die Honorare dort nach der Auflage richten. Gleichzeitig wächst der Bedarf an Bildern, das heißt Fotos und Videos, ständig. Im Ergebnis verändern sich die Monetarisierungsmodelle. Mittlerweile sind auch Metadaten zur Ware geworden. In dieser Situation müssen sich die Agenturen überlegen, wie sie sich aufstellen. Für welche Dienstleistung, welche Rechte, welche Waren wollen sie in Zukunft honoriert werden. Bilder gibt es inzwischen auch als Zugabe beim Erwerb von Software. Metadaten sind wertvoller als die visuellen Darstellungen von Dingen oder Personen. Agenturen verdienen mit den Dienstleistungen um das Bild unter Umständen mehr als an den Bildern selbst.
- Ihre Mitdiskutanten auf dem Podium stammen ja aus recht unterschiedlichen Bereichen der Agenturbranche: Pressebildagenturen, Zusammenschlüsse von Spezialagenturen, Stock- und Microstock-Agenturen. Wenn Sie das Gespräch in Hamburg resümieren, welcher dieser Bereiche schaut am optimistischsten in die Zukunft? Welcher Bereich ist zukunftssicher aufgestellt?
- Dem vorgegebenen Motto nach wurde auch die Partnerschaft zwischen Agentur und Fotografen thematisiert. Was gab es da über die Zukunft zu berichten, gibt es da überhaupt einen gemeinsamen Nenner? Was eint eine Reportage-Agentur mit Autorenfotografie und eine Microstock-Agentur mit automatisierten Bild-Up-Load-Features in dieser Frage?
- Ich weiß ja, Professoren sind da zum Belehren. Aber zuvor kommt ja das Lernen! Was haben Sie positiv gelernt in der Runde? Konnten Sie etwas mitnehmen?
- Danke für das Gespräch.
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