Gregory Crewdson (*1962, Brooklyn) entwirft in der Kulisse amerikanischer Kleinstädte und auf Filmsets technisch brillante und farblich verführerische Inszenierungen, die menschliche Einsamkeit und die Abgründe der Gesellschaft zum Thema haben.
Eine Retrospektive in der Albertina zu Wien umfasst insgesamt neun, in den letzten dreieinhalb Jahrzehnten entstandene und seriell konzipierte Werkgruppen. Beginnend mit seiner ersten Arbeit Early Work (1986-1988) beinhaltet die Ausstellung unter anderem Crewdsons bekannteste Serien: Twilight (1998-2002) zeigt von der Sprache des Kinos geprägte Szenen, in denen Menschen in ihrem alltäglichen Leben mit unerklärbaren Phänomenen konfrontiert werden. Die in breitem Format festgehaltenen mysteriösen Szenen aus der Serie Beneath the Roses (2003‒2008) kreisen um die Einsamkeit und Entfremdung des Menschen von seiner Umwelt. Die jüngst abgeschlossene Gruppe Eveningside (2021-2022) entwirft in Schwarz-Weiß das unheroische Bild einer gleichnamigen fiktiven Kleinstadt. Nach Cathedral of the Pines (2013-2014) und An Eclipse of Moths (2018-2019) ist Eveningside abschließender Teil einer Trilogie durch die der Künstler den sozialen Niedergang der Gesellschaft abseits des amerikanischen Traums untersucht.
Crewdsons großformatigen Fotos geht eine monatelange Planung voraus; sie entstehen unter Mitwirkung von bis zu hunderten Personen aus Casting-, Kostüm-, Technik und Art Departments. Der höchst aufwendige Gestaltungsprozess, der eine umfassende Postproduktion bedingt, in der die endgültigen Fotografien aus mehreren Aufnahmen zusammengesetzt werden, ist bezeichnend für Crewdsons Schaffen.
In einer großzügigen Geste geht die Ausstellung mit einer Schenkung an die Fotosammlung des Museums einher. Die Schau ist bis zum 8. September 2024 zu sehen (Albertinaplatz 1, 1010 Wien)
Bild: Gregory Crewdson | Untitled, From the series: Twilight, 1998-2002 | The ALBERTINA Museum, Vienna – Permanent loan, Private Collection Gregory Crewdson
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