Wie und wo soll es sein, das neue Bundesinstitut für Fotografie?

  • Gerade meldet sich die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) und erklärt, dass sich die Gesellschaft nicht in die Debatte um den Standort des zu gründenden Bundesinstitutes für Fotografie einmischen werde. "Erstmals rückt die Umsetzung eines solchen Bundesinstituts in greifbare Nähe, haben sich doch der Bund und das Land NRW klar zur Einrichtung eines solchen Zentrums bekannt. Wenig konstruktiv ist hier die aktuell zu beobachtende Differenz in der Standortfrage (Düsseldorf oder Essen), an dem sich die DGPh ausdrücklich nicht beteiligen möchte. Stattdessen plädieren wir für eine breite inhaltliche Debatte über die Aufgaben eines solchen Zentrums und seiner Vernetzung mit bestehenden Institutionen, Initiativen und Verbänden in Deutschland."

    Eine kluge Entscheidung! Zumal die Standortfrage ja beileibe nicht die einzige "Kuh auf dem Eis" ist! Denn vor allem konzeptionell steht das Zentrum in der Kritik. Weshalb? Darf ich es einfach, böse und überpointiert sagen? Die Kritik läuft darauf hinaus, dass die neu geschaffene Institution sich an der Interesselage einer kleinen und lauten Elite von fotografischen Großkünstlern und Kunststars orientiert. Deren Anliegen - inklusive einer staatlich organisierten Nachlassverwaltung - finden sich dort gut aufgehoben. Aber das bedeutet eben nicht, dass das zu gründende Institut die Gesamtheit der Fotografie widerspiegele. Doch genau das sollte ein Zentrum, das den anspruchsvollen Titel "Bundesinstitut für Fotografie" führt, eben leisten. In einem Satz: Die ganze Veranstaltung springt so einfach zu kurz!

    Dies zeige sich, so die Kritiker, schon in der Zusammensetzung des Expertenteams, das die Gründung des Bundesinstitutes vorbereitet. Museen, fotografische Institutionen und staatliche Bildarchive monieren, dass sie bereits in der Planungphase übergangen würden. Bereits im letzten Jahr schrieb die eigens gegründete Interessengemeinschaft „Fotografisches Gedächtnis“ unter Federführung von Freelens e.V. an Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Ansprechpartner derjenigen, die zu Recht befürchten, im geplanten Zentrum zu kurz zu kommen, ist Lutz Fischmann von Freelens.

    "Wenn von Gedächtnis, welcher Art auch immer, gesprochen werden soll, und an dieser Stelle, sehr verehrte Frau Staatsministerin Grütters, setzt unser Anliegen an, kann es nicht allein um künstlerische oder Autorenfotografie gehen. So sehr wir der Etablierung eines Expertenteams zustimmen, leitet sich aus dem Skizzierten ab, dass wir die jetzige personelle Zusammenstellung für nicht ausreichend halten. Sie wird der Vielfalt und den Hauptströmungen der Fotografie nicht gerecht. Nicht von ungefähr haben sich im Verlaufe der Geschichte der Fotografie die verschiedensten Interessenvertretungen etabliert, um den jeweiligen spezifischen Anforderungen Gewicht zu geben. Dem müsste das Expertenteam personell Rechnung tragen, genauso wie den von speziellem Wissen und Berufserfahrungen geprägten Fotografenverbänden. Zugleich sollten Vertreter der Wissenschaften, die sich mit Fotografien als Quelle und Forschungsgegenstand befassen, personell einbezogen werden, um eine möglichst umfassende Betrachtung fotografischer Bilder zu gewährleisten." (hier das ganze Schreiben. Da geht es weiter mit der Debatte.)

    Also unabhängig von der Frage, in welchem Dorf - Essen oder Düsseldorf - später mal das Haus des Institutes stehen wird, es gäbe auch inhaltlich noch eine ganze Menge zu diskutieren, was denn drin so passieren soll!

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